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Streitkultur

Ein sehr gängiges Muster und Erklärungsmodell ist das Drama-Dreieck (Karpmann). Im Drama-Dreieck gibt es wie in jedem gängigen Märchen, ein Opfer, einen Retter und einen Verfolger. Wenn sich dieses Muster in unsere Beziehungen eingeschlichen hat und vor allem in Diskussionen und Streit seine volle Tragweite zeigt, weil es plötzlich nicht mehr um die Sache an sich - sprich um den Grund für die Diskussion geht, sondern die Diskussion / der Streit eine Eigendynamik annimmt, die immer identisch abläuft, dann lohnt es sich die „Rollenverteilung zu analysieren und auf struktureller Ebene aus dem „Drama“ auszusteigen. Auf Sacheebene scheitern diese Versuche leider meistens. Im Folgenden zeige ich auf, wie sich das Beziehungsmuster bzw. Streitmuster des Drama-Dreiecks in ein Gewinner-Dreieck (Acey Choy) umwandeln lässt. So zukünftige Diskussionen in einer Win-Win-Situation enden, statt in einem los-los.

 

1. Bewusstsein schaffen:

Werde dir deiner Präferenz bewusst: bist du in Diskussionen und Beziehungen eher Retter, Opfer oder Verfolger? 

 

Retter

Opfer

Verfolger

Fürsorglich

Erteilt gute Ratschläge

Tröstet

Ist immer für andere da

Schüchtern

Unwissend

Nimmt gerne Rat an

Idealisiert andere

 

Oder

 

Rebellisch

Angriffslustig

Kritisch

Möchte Fehler zuordnen können

Gerechtigkeit wichtig

Andere zurecht weisen

 

 

2. Kehrseite dieser Präferenzen:

Alle drei haben neben der „lichten“ Seite auch eine „schatten“ Seite:

Retter

Opfer

Verfolger

  • Braucht Opfer für die eigene Bestätigung 
  • Erteilt Ratschläge ungebeten
  • Befriedigt sein Gefühl gebraucht zu werden
  • Aberkennt anderen die Fähigkeit selber handeln zu können
  • lassen sich demütigen, um dann schmollen zu können
  • Geben Verantwortung ab
  • Scheinen hilflos 
  • eigene Rechtfertigung durch Fehler aufdecken, 
  • Schuldzuweisen und zur Rechenschaft ziehen
  • Stellt sich über andere und setzt diese herab. 

 

 

 

=> Sei ehrlich zu dir selber! Mach dir deine eigene Präferenz und die deiner nächsten Bezugspersonen bewusst? In wieweit bedingt ihr euch? Diskussionen haben die Tendenz, Sachunabhängig ein Muster zu haben. Erkenne dieses Muster und werde dir bewusst, wie sie beginnen.

 

 

3. Bild als Gedankenstütze

Um dich einfacher daran erinnern zu können, wenn es tatsächlich zu einer Diskussion kommt, such dir ein Bild oder ein Symbol. Zum Beispiel einen Ritter in Rüstung für den Helfer, die hilflose Prinzessin als Bild fürs Opfer und für den Verfolger einen Drachen …

 

Tipp: da alle Märchen auf diesem Drama-Dreieck aufbauen, kannst du die Figuren deines Lieblingsmärchens benutzen.

 

 

4. Das Gewinner-Dreieck

Die Eigenschaften deiner Präferenz lassen sich zum Positiven verändern. Durch diese Veränderung wird sich das Kommunikationsmuster auflösen. Und dein Gegenüber wird seine Position und damit sein Verhalten ebenfalls verändern.

 

Unterstützender Helfer

Hilfesuchender

Konfrontierer / Verhandler

  • Echte Sorge um andere
  • Geht keine Symbiose ein
  • Denkt nicht für andere, sondern bleibt bei sich
  • Grenzt sich ab
  • Nachfragend
  • Empfindsamer
  • Verletzlicher
  • Nicht abschieben
  • Löst Probleme selber
  • Bittet aktiv um Hilfe, wenn nötig
  • Gefühle leben und annehmen
  • Selbstbewusst
  • Kann Nein sagen
  • Vertritt eigene Interessen, ohne andere anzugreifen
  • Toleranz gegenüber Bedürfnissen und Meinungen anderer
  • Fehlertoleranz
  • Konstruktives Feedback

 

=>Schreibe deine eigene Liste. Erweitere und verändere das hier Aufgelistete.

 

Überlege dir dann, wie sich diese veränderte Variante verhalten würde? Was würde diese neue Präferenz anders machen? Nicht … sondern…

5. Verändertes Bild

Verändere nun auch das Bild, das du dir unter Punkt 3 heran gezogen hast. So zieht der Ritter zum Beispiel seine Rüstung aus - ist damit plötzlich verletzbar, hat eigene Bedürfnisse und muss nicht mehr alles wissen. Die Prinzessin zieht vielleicht Arbeitskleidung an und packt selber an, um ihre Probleme zu bearbeiten. Der Drache hört auf Feuer zu speien und schaut dafür, wie er sich nützlich machen kann. Wichtig: mach es nicht zu kompliziert aber doch für dich prägnant.

 

=> Das nächste Mal, wenn nun eine Diskussion im Drama-Dreieck beginnt, werde dir deines ersten Bildes bewusst und wandle es dann ganz bewusst um. Diese bildliche Veränderung wird dir helfen, aus dem Muster auszusteigen und dich anders zu verhalten. Sollte es dir am Anfang noch etwas Mühe bereiten, kann es sinnvoll sein, sich und das Gegenüber bewusst zu schützen. Hierzu ist es sinnvoll die Diskussion abzubrechen und sich gar nicht darauf einzulassen. Denn im Drama-Dreieck gibt es kein Gewinnen und eine Wiederholung der gegenseitigen Verletzung bringt keinem was.

 

 

 

Hast du Rückfragen oder möchtest du etwas genauer anschauen? Oder kann ich dir bei einem Teilschritt behilflich sein, dann melde dich gern bei mir.

 

Viel Erfolg und Leichtigkeit bei der Bearbeitung!!!